Sonntag, 12. September 2010

Wieder eine Woche vorüber!

Heute habe ich festgestellt, dass ich nun schon seit 6 Wochen in Charlotte bin. Von Routine kann sicherlich keine Rede sein, auch wenn ich mich an einige Umstände mittlerweile gewöhnt habe. Die letzten 2 Wochenenden dagegen waren bei weitem nicht langweilig. Letzten Samsatg bin ich zusammen mit Lorena zu einem kleinen Get-Together eines neuen Spanischkollegen aus Mexiko gefahren. Er ist erst seit 4 Wochene hier und hat in der Nähe der Innenstadt eine kleines Haus gemietet. Die Einladung war anscheinend ziemlich spontan oder typisch mexikanisch, denn zum einen waren außer und beiden und Lorena's Freundin und deren Mann nur noch drei andere Latinos da. Außerdem stand in dem Haus außer einem Tisch und drei Stühlen noch gar nichts. Der Tisch wurde also voll beladen mit Snacks und Weinflaschen und die Stühle wurden nach 2 Stunden stehender Konversation den drei "Damen" überlassen. Natürlich verlief viel der Gespräche in Spanisch, schließlich war ich die einzige nicht-Latina, was grundsätzlich auch kein Problem war, schließlich hab ich das ja studiert. Trotzdem viel es mir unerwartet schwer die Gespräche verstehen zu können, da die leeren Räume einen unglaublichen Schall verursachten und ich mit den unterschiedlichen lateinamerikanischen Dialekten nicht so richtig zurecht kam. Wobei neben Mexikanisch auch Argentinisch, Costa Ricanisch, Columbianisch und andere Dialekte dabei waren. Gott-sei-Dank wechselte man gegen 22 Uhr dann doch ins Englisch, woraufhin mir aber das Thema zunehmend unangenehm wurde (worauf ich hier nicht näher eingehen möchte). Nach Mitternacht konnte ich dem Spanisch, das nun gesprochen wurde gar nicht mehr folgen, da meine Konzentration enorm vom Weinkonsum beeinflusst wurde. Nicht, dass ich viel getrunken hätte, nur habe ich seit ich hier bin keinen Alkohol mehr zu mir genommen. Außerdem drehte sich die Konversation um irgendwelche alten spanischen Hits der 70er, die dann leider auch noch bei YouTube rausgesucht werden mussten. - Dank der nicht vorhandenen Lautsprecher auch kein Vergnügen. Schluss um - meine Abmachung mit Lorena gegen Mitternacht nach Hause zu fahren wurde nach Latinozeit eingehalten und wir verließen gegen 2:15 endlich die "Party". Natürlich war ich hinterher ziemlich sauer, aber eigentlich frage ich mich noch immer, ob ich nicht vielleicht damit hätte rechnen sollen. Die Moral von der Geschichte ist also, dass man mit Lorena immer etwas mehr Zeit einplanen sollte und dass mein Spanisch dringender Verbesserung benötigt.
Unglücklicherweise konnte ich die somit verkürzte Nach nicht am nächsten Morgen wieder gutmachen, da ich mit Anabel ausgemacht hatte, dass sie mich am Sonntag um 7:30 abholt und ich mit ihr, ihrem Sohn und einem Freund und dessen Sohn nach Chapel Hill fahre. Dort wollte sie in dem Haus ihrer verstorbenen Doktormutter Bücher und Möbel holen, die sie geerbt hat, während ich mir den Main Campus der UNC anschauen wollte. Als wir aber in dem Haus ankamen wurde mir klar, dass ihr Vorhaben nicht so leicht zu erfüllen wäre und beschloss die Campustour auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Das Haus war nämlich seit fast einem Jahr nicht gelüftet worden und die Klimaanlage funktionierte offensichtlich auch nicht, sodass >Jegliches< von einer Schimmelschicht bedeckt war und überall tote Insekten und sogar eine gut getrocknete Maus herum lagen. Also gingen wir, nachdem wir alle Fenster und Türen aufgerissen hatten an die Arbeit und verpackten Geschirr und Bücher und reinigten Möbel. Die alte Dame, die übrigens eine österreichische Jüdin war, die mit ihrer Familie vor den Nazis geflohen war, besaß außerdem mehrere Hundert Teddys, die überall herumpurzelten. Mittlerweile sind diese Teddys alle bei Anabel in der Waschmaschine gelandet und haben ein lustiges Bild ergeben, als sie alle auf der Leine vor ihrem Haus hingen.
Natürlich waren wir nach diesem Tag alle ziemlich geschafft und nach einer kleinen Campusbesichtigung mit meinem Kollegen Paul, aßen wir dann zusammn mit seiner Familie in einem mexikanischen Restaurant. Leider schmeckte mir die Guacamole so gut, dass ich ganz vergaß, dass Avocado meinem Magen gar nicht gefällt, was dazu führte, dass ich die Gastfreundschaft von Paul in Anspruch nehmen musste und eine lange Nacht in seinem Haus verbrachte - zunächst bemuttert von Anabel, die dann aber mit Sack und Pack nach Hause fuhr. Paul hat ein wunderschönes Haus mitten im Wald etwas außerhalb von Chapel Hill. Hier wohnt er mit seiner Frau und drei Kindern, die alle furchtbar nett sind und mich am Montag zu ihren Labor Day Aktivitäten mitnahmen, sodass ich einen Tag am Nachbarschaftspool genießen konnte und mir endlich einige Bücher im Buchladen kaufte. Da Anabel beschlossen hatte den freien Montag zu nutzen, um die Aktionen in dem alten Haus zu beenden, konnte ich am Abend mit ihr wieder nach Hause fahren und war dann auch sehr froh, am Dienstag nicht unterrichten zu müssen, weil mir doch immer noch etwas schummig zumute war.
Mittlerweile habe ich diese Woche auch gut überstanden und genieße heute meinen Sonntag ganz für mich allein, nachdem ich am Freitag Abend bei Anabel Babysitten war und wir am Samstag in der South Park Mall zum Shoppen und dann zum Mittag essen unterwegs waren. Ich genieße es gerade sehr, einfach nur rumzuhängen, Filme zu gucken und zu telefonieren. Leider bleibt für letzteres wegen der Zeitverschiebung immer viel zu wenig Zeit! :-(

Freitag, 3. September 2010

Unterricht

In meinem letzten Post habe ich versprochen ausführlich über meine ersten Unterrichtsstunden zu berichten. Leider war ich am Wochenende dann so geschafft, dass ich mich irgendwie nicht dazu aufraffen konnte dies auch in die Tat umzusetzen und bekam im Laufe dieser Woche dann auch prompt ein paar Mails von besorgten Verwandten und Bekannten, ob denn alles ok bei mir sein - ich hätte ja schon so lange keinen Blogeintrag mehr gemacht. Also - beruhigt euch! - hier ist alles ok. Auch wenn die sogar Tagesschau Wirbelsturmwarnungen für North Carolina angesagt hat. Ich lebe weit von der Küste entfernt und habe davon überhaupt nichts mitbekommen. Hier sind es immer noch über 30°C und nur die stetigen Voraussagen von Anabel und Lorena lassen mich erahnen, dass bald ein "kristallklarer Herbst" anbrechen wird.
Nun also zu meinem Unterricht. Mittlerweile habe ich die ersten Zwei Wochen hinter mich gebracht und auch wenn ich nicht behaupten kann, versagt zu haben, fühlt es sich doch manchmal an, als wäre ich eine "Hochstaplerin". ... as if I were a fraud. Dies liegt aber hauptsächlich an dem merkwürdigen Gefühl, dass
in mir aufkommt, wenn ich anderen Menschen sage, was sie zu tun und zu lassen haben - vor allem, da diese nicht viel jünger sind, als ich und teilweise sogar älter. Es ist auch komisch sich damit auseinandersetzen zu müssen, dass Studenten manche Sachen nicht verstehen, auch wenn man Dinge dreimal erklärt hat. Oder sie Aufgaben nicht erledigen, die man schon 2 Wochen lang fordert. Meine bisherigen Unterrichtserfahrungen sind da ganz anders. Die Arbeit mit Kindern ist selbstverständlich etwas völlig verschiedenes, aber auch der bisherige Unterricht mit Erwachsenen war anders, da es sich immer um Menschen gehandelt hat, die hochmotiviert waren und kamen, weil sie etwas lernen wollten. Hier ist es eher, wie an einer Schule, wo Schüler/students kommen müssen. Die vielleicht wenig oder gar keine Motivation haben (außer eine äußere) eine Fremdsprache zu lernen. Und genau aus diesem Grund muss man Dinge zig mal wiederholen. Aufgaben laut und deutlich und am Besten in schriftlicher Form und dreifacher Ausführung geben. Und... sich über die drei/viel Studenten freuen, die wirklich bei der Sache sind, ohne die anderen zu vergessen.
Aber keine Angst: Spaß macht es mir trotzdem sehr! Denn es ist interessant diese neue Rolle auszuprobieren oder besser anzuprobieren. Genauso, wie sich darüber Gedanken zu machen, welche Inhalte man in welche Verpackung steckt, damit sie auch interessant werden. Die Frage der Methodik bekommt in der Praxis irgendwie doch noch ein ganz anderes Gewicht. Leider bleibt mir bei einem doch sehr vollen Lehrplan nicht viel Zeit für Experimente und manchmal verschätze ich mich in der Zeitaufteilung noch sehr. Aber ich versuche mit allen Mitteln zu wuchern und für jeden Lernertyp etwas zu bieten, damit wir nicht nur stur am Buch kleben bleiben müssen und ich auch etwas über Deutschland erzählen kann.
Auch wenn es jetzt vielleicht nicht so anklang, komme ich doch sehr gut mit den kleinen Herausforderungen zurecht und meistens funktioniert der Unterricht auch so, wie ich mir das vorstelle. Bis jetzt glaube ich auch, dass ich noch keinen Studenten auf der Strecke gelassen habe und alle verstanden haben, dass sie zu mir kommen können oder es einfach sagen können, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Daher kann ich doch auch ziemlich zufrieden sein! :-)
Lustigerweise musste diese Woche schon festgelegt werden, welche Kurse ich nächstes Semester unterrichten werde (nach nicht mal 2 Wochen!). Ich werde 2 versc
hiedene Fortgeschrittenenkurse unterrichten, die "German Culture through Film" heißen.


Hier kann ich jeweils 3 deutsche Filme behandeln, die dann sowohl als sprachliche, als auch kulturelle Diskussionsgrundlage dienen. Ich finde das total spannend! Ich habe während meines Studiums in der Amerikanistik auch mehrere Filmseminare belegt und hoffe, die Studenten hier auch so für die Filme begeistern kann, wie ich es damals war. Komischerweise kenne ich viele der vorgeschlagenen Filme nicht und muss mich jetzt erstmal in die deutsche Filmgeschichte einlesen und eingucken... Das wird bestimmt interessant! - Empfehlungen werden gerne angenommen...
 
XStat