Montag, 9. Februar 2009

"The Scarlet Letter/Der scharlachrote Buchstabe" von Nathaniel Hawthorne

Ein weiterer Roman, der in meiner Abschlusprüfung eine Rolle spielen wird, ist "The Scarlet Letter". Das Buch hatte ich schon für meine Zwischenprüfung gelesen und habe es mir jetzt noch einmal in Erinnerung gerufen. Woran ich mich noch sehr gur erinnern konnte, war, dass ich mich Wochen-, wenn nicht Monate lang durch diese alte Sprache gequält habe (schließlich wurde es 1850 veröffentlicht!) Bei dieser Anstrengung, spielte sicher auch eine große Rolle, dass der Roman eher weniger aus Handlung, denn aus Charakterstudien und gesellschaftlichen Betrachtungen besteht. Aber ich weiß noch sehr genau, wie stark mich diese Geschichte berührt hat, weil sie (vielleicht gerade für Christen) auch heute noch ein paar wichtige Probleme aufzeigt.

Hauptperson ist Hester Prynn, eine junge Frau des 17. Jahrhunderts, die von ihrem sehr viel älteren Mann aus England nach Amerika vorausgeschickt wird. Allein lässt sie sich in dem damals streng puritanischen Dorf Boston nieder. Die Geschichte beginnt, mit ihrer Freilassung aus dem Gefängniss, nachdem sie des Ehebruchs überführt wurde. Verurteilt mit dem roten Stoffbuchstaben "A" (für adultery) auf ihrer Kleidung herumzulaufen, wird sie - zusammen mit ihrer Tochter Pearl - aus der Gesellschaft ausgstoßen, während ihr Liebhaber, der Geistliche des Ortes, sich nicht zu erkennen gibt. Doch besonders er geht an den moralischen Ansprüchen der Gesellschaft (innerlich) zu Grunde. Dritte Hauptperson des Romans ist der verschwunden geglaubte Ehemann Hesters, welcher sich nur ihr zu erkennen gibt und aus Rache das Leben des Pfarrers durch psychische Quälereien zerstört.

Nur so weit zur Handlung, denn das eigentlich interessante ist der Konflikt zwischen der "bibeltreuen" und in diesem Fall auch gesetzlich verankerten und durchgesetzten Moral und den menschlichen Trieben - hier: der Liebe. Begeht eine junge Frau eine Sünde, wenn sie, von ihrem harten und ungeliebten Mann in der Fremde über Jahre allein gelassen, Liebe mit einem anderen Mann findet? Oder allgemeiner und aktueller: Ist es richtig Menschen zu verurteilen (und zu verdammen), wenn sie nicht den schwarz-weiß Regeln folgen, die - weil ja niedergeschreiben - allgemeingültig sind? Mit solchen Fragen sind wir gerade heute, nicht nur im Bereich des Glaubens immer wieder konfrontiert, sondern auch allgemein - gesellschaftlich.
Wie sieht das denn nun aus mit der Sterbehilfe? Darf ich mich scheiden lassen? Was ist mit Sex vor der Ehe? Bin ich ein/e Betrüger/in, wenn ich meine kaputte Brille über die Versicherung meines Freundes bezahlen lasse?

Solche Fragen stellen sich uns tägich und wir kommen nicht umher sie zu beantworten. Aber vergessen wir nicht die nächste Ebene: Ist unsere gefasste Meinung dann allgemeingültig? Können wir unsere selbstgefassten Maßstäbe auch an andere anlegen und sie damit unter Druck setzen? Wollen wir in einer Gesellschaft/einer Gemeinde leben, die anderen Menschen eine Moral aufdrückt, deren sie nicht gerecht werden können?

Ich denke, dass es Gesetze und Moral geben muss, doch wie man damit umgeht ist relevant: Das Individuum sollte im Mittelpunkt stehen, Verständnis sollte regieren, nicht pauschale Verurteilungen und vergessen wir nicht: Es ist nie zu spät für Vergebung.

1 Kommentar:

krakri hat gesagt…

Ich mag das Buch auch! Hab es während meines Auslandssemester in Italien gelesen. Mein Mitbewohner hatte es auch als Prüfungsliteratur.

Es gibt ja auch noch die dritte Ebene: nämlich dass sich Hester emanzipiert und zwar sowohl von der strengen Kirche als auch von ihrem Mann, ganz als Frau meine ich.

Liebe Grüsse aus dem eisigen Norden,
Constanze

PS: Hab mir vorgenommen, mehr auf Deutsch zu bloggen. Mal sehen, ob es klappt. :-)

 
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