Da ich zur Zeit dabei bin, meine Abschlußprüfung Amerikanistik Literaturwissenschaft vorzubereiten, muss ich mich durch eine etwas längere Lektüreliste durcharbeiten. Aber, da die Zeit einfach nicht reicht, habe ich mir ein paar Rosinen herausgepickt, wie man so schön sagt. Dabei bin ich auf ein paar sehr interessane Bücher gestoßen, die ich euch gerne mal vorstellen und empfehlen möchte.
Eines der Bücher, die ich zur Zeit geradezu verschlinge, habe ich wegen des Titels ausgesucht, der erstens sehr einfach und zweitens deutsch ist. Als ich es dann in der Bibliothek ausfindig gemacht hatte, war ich erstmal etwas zurückhaltend, da es sich um ein eher dickes Buch handelt. Doch als ich es aufschlug, stellte ich fest, dass es sich hierbei um einen Comic handelt. Leichte Lektüre - hab ich gedacht und es ausgeliehen.
Tja, nun kommt der Clou, es ist nämlich nicht irgendein Comic: keine Superhelden, keine bunten Plüschtiere, sondern Geschichte - deutsche Geschichte. Es geht um die Judenverfolgung, den Holokaust und das Leben danach - um den Versuch zu verstehen. Der Autor macht dabei einen interessanten Schritt, indem er die Personen als Tiere darstellt. Die Juden sind zum Beispiel Mäuse (daher der Titel) und die Deutschen Katzen. Außerdem wechselt er immer wieder auf die Metaebene und zeigt uns den Entstehungsprozess des Buches auf - seine Zweifel eine Art "Wahrheit" darstellen zu können, seine Auseinandersetzung mit seinem Vater, dem Protagonisten des Comics und seine Unterhaltungen mit Menschen über Geschichte und Geschichten.
Die Tiergesichter haben dabei eine sehr interessante Funktion. Denn sie machen deutlich, wie lächerlich es ist, Menschen - so wie Tiere - in Rassen einzuteilen. Außerdem nutzt der Autor die Möglichkeit den Tieren wiederum Tiermasken aufzusetzen. Zum Beispiel, wenn sich die Juden, also die Mäuse, als Deutsche ausgeben und dafür eine Katzenmaske aufsetzen.
Eine solche Geschichte im Comic darzustellen ist sicherlich gewagt, andererseits hilft es dem Leser eine Nähe zum Geschehen zu entwickeln. Man ist durch die visuelle Unterstützung der Handlung näher an der Geschichte, aber es bleiben auch Lücken, da die Darstellungen vereinfacht und oft grob sind, die wir mit unserer Fantasie auffüllen müssen. Wodurch wiederum eine größere Identifizierung mit der Geschichte bewirkt wird.
Wie ihr seht, bin ich ziemlich begeistert von dieser literarischen Entdeckung, die uns Geschichte, diese Geschichte, wieder einmal näher bringt. Denn auch wenn wir schon viel gelesen gesehen und gehört haben, muss dieses Kapitel, nicht nur deutscher Geschichte, immer wieder in unsere Bewusstsein eindringen, damit wir - heute - Zivilcourage zeigen, bevor es zu spät ist!
Hier noch ein paar Links zum Buch, das übrigens auch auf Deutsch erschienen ist:
Wikipedia - deutsch
Wikipedia - englisch
eine englische Rezension
hier sind ein paar visuelle Eindrücke zu bekommen
noch mehr Ausschnitte
Dienstag, 3. Februar 2009
"Maus" von Art Spiegelman
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Amerikanistik,
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2 Kommentare:
Super! Hier wurden die wichtigsten Aspekte auf den Punkt gebracht!
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