Nun sind es noch genau 24 Tage bis ich euch verlassen werde. Der Abschied rückt also immer näher. Aber auch aus einem solch traurigen Anlass kann man Gutes ziehen. Denn wie stellt man sich denn einen klassischen Abschied so vor? Nehmen wir die Oper - klassischer geht's kaum. Also die Heldin - natürlich mit einem Dolch im Bauch - wirft sich in die Arme des tottraurigen Helden - der sie aus Liebe erstochen hat (aber das spielt für meinen Vergleich keine Rolle). Sie singt in höchsten Tönen "Ich sterbe!". Woraufhin der Held singt: "Du stirbst!" Dann kommt ein kleines Zwischenspiel, Held und Heldin schauen sich in die Augen. Der Held: "Stirb nicht! Ich will es nicht." - Wie unentschlossen - erst ersticht er sie und dann bereut er es auch noch... (Männer!) Und dann singt sie wieder: "Ich sterbe!" und "Ich liebe dich." - und das obwohl er sie gerade umgebracht hat... (Frauen!) Und er singt: "Ich liebe dich." - wie charmant! Und dann singen sie im ohrenbetäubenden Wechsel: "Ich liebe dich." "Ich sterbe!" " Du stirbst" "Ich wollte das nicht" "Warum hast du das getan?" "Stirb nicht" usw. Und am Ende stirbt sie dann doch und er gleich mit, weil er es nicht ertragen kann, ohne sie zu leben oder sowas.
Also was ich damit sagen will ist nicht, dass wir nun alle sterben müssen. - Nein. - Aber hier handelt es sich auch um einen Abschied. Also ich sage (nicht singe): "Ich verlasse euch!" - Und ich werfe mich nicht in eure Arme - sondern schmeiße eine Party. Und dann könnt ihr kommen und meinen traurigen Abschied besingen - oder auch nur besprechen und betrinken. Und dann sage ich euch wieder, dass ich gehen werde und euch alle vermissen werde. Und ihr sagt dann wiederum, dass ihr mich vermissen werdet und dass ihr gar nicht wollt, dass ich sterbe - äh - gehe (mal so vorausgesetzt). Und am Ende gehe ich dann doch. Aber ihr müsst euch deshalb nicht gleich umbringen oder mir - um im Vergleich zu bleiben - nach Spanien folgen, denn und hier liegt der größte Unterschied zwischen der Oper und dem realen Leben:
Ich komme wieder!
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